Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung 2010


Der Förderpreis der Dr.-Rudolf-Zorn-Stiftung 2010 wird an die Künstlerin Elisabeth Bader verliehen für ihre beiden Arbeiten "Schiff" und "Tasche mit zwei Baguettes".

Die Jury würdigt in ihrem Urteil die beiden unterschiedlichen Arbeiten als bemerkenswerte Werke verwandter Strukturen, die aus ihrer materiellen Dichte eine starke Ausdruckskraft entwickeln. Das "Schiff" aus verschiedenen Papieren, Pigment, Tusche, Grafit und Klebeband, das sich die Künstlerin in der großen Fläche mutig vornimmt und zugleich "rotzig" entwirft, d.h. locker im Aufbau und dynamisch in der Montage konstruiert, wirkt hautartig organisch und wird damit zum sinnlich wahrnehmbaren Objekt. Durch die Reduktion der Farbigkeit auf warmes Schwarz, Beige und Weiß sowie die Wahl ihrer Mittel entgeht sie der Tendenz, nur schöne Werke zu schaffen. Das fast monumentale "Schiff" bildet vielmehr ein bezwingendes Konglomerat aus einfachstem Papiermaterial, reliefartig collgagiert, kraftvoller Zeichnung und punktueller Malerei. Der ungesäumte Rand öffnet die Verbindung in den Raum. Die "Tasche mit zwei Baguettes" ist eine ironische Interpretation des Themas in einer Drahtarbeit.

Die Jury versteht die Preisvergabe als Impuls an die Künstlerin, ihren begonnenen Weg mit individuellen, eigenständigen Mitteln weiterzugehen.

Elisabeth Bader über ihre Arbeit:

"Während des Studiums übte ich mich in verschiedensten künstlerischen Techniken. Die reine klassische Malerei rückte immer weiter in den Hintergrund, während das spielerische Experimentieren mit Materialien und die Kombination von Techniken für mich eine elementare Bedeutung erhielt. Die Grenzen verschwinden, Bilder dürfen an der Wand hängen oder erlauben als Raumobjekte neue Betrachtungsweisen. Seit einiger Zeit verwende ich als vorherrschendes Arbeitsmaterial (Alt-)Papier in unterschiedlichsten Facetten. Zerknüllt, zerrissen, geschnitten, neu zusammengefügt, kombiniert mit anderen Materialien und mit Farbe ergänzt entstehen Schicht für Schicht neue Formen und Inhalte.

Immer wieder taucht von Betrachtern meiner Arbeiten die Frage auf, warum diese selten gerade geschnitten seien oder meist über keinen Rahmen verfügen. Für mich würde dies bedeuten, mich selbst in einen Rahmen zu zwängen und meine persönlichen Ecken und Kanten zu begradigen. Ich versuche durch diese Arbeitsweise meine Authentizität zu bewahren.

Meine jahrelange Beschäftigung mit dem Thema Stadt(-strukturen) zeigt sich in diesen Arbeiten. Das "Schiff' könnte auch ein Grundriss von Gebäuden sein, die 'Tasche mit zwei Baguettes' um neunzig Grad gedreht zeigt zwei Hochhäuser. Eine starke Haptik dominiert meine Objekte und Bilder und verleitet diese zu berühren, den dabei entstehenden Geräuschen zu lauschen. Das sinnliche und spielerische Element, ebenso die dazugehörende strukturierende Strenge sind bedeutend im Arbeitsprozess, der eigenständig, jedoch für den Betrachter erahnbar, Teil meines Werkes ist."